  Foto: Klaus Bergmann |
|
"Ich will diese ganze Rücktendenz nach
dem Mittelalter und überhaupt nach dem Veralteten recht gerne gelten
lassen, weil wir sie vor 30 oder 40 Jahren ja auch gehabt haben, und weil
ich überzeugt bin, daß etwas Gutes daraus entstehen wird; aber man muß
mir nur nicht glorios damit zu Leibe rücken."
J. W. von Goethe, Brief an C. F. von
Reinhard vom 7. 10. 1810 (Goethes Werke, Sophien-Ausgabe, Abt.
IV, Bd.
21, Weimar 1896, S. 394) |
|
Rücken Sie ruhig glorios der mittelalterlichen Musik zu Leibe! |
|
Themen für Workshops
(Auswahl) |
- Horizonterheiterung: Mittelalterliche Musik für Einsteiger
Haben Sie Lust, mittelalterliche Musik kennenzulernen?
Im Mittelpunkt des Kurses stehen einige ausgewählte Stücke aus dem 13. bis 15. Jahrhundert.
Isabel Kraft führt auf ebenso vergnügliche wie fundierte Weise in die Musik ein und stellt den historischen wie auch notationsgeschichtlichen Kontext zu den jeweiligen Stücken her.
Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.
Bitte mitbringen: Instrumente ganz nach Wunsch, Experimentierlust und Fantasie – und die Stimmbänder nicht vergessen!
- Die Notation im 12. und 13. Jahrhundert: Beispiele zum Sehen, Hören und Singen
Wie Punkte, Striche oder kleine Würmchen sehen die frühen Notenzeichen aus. Sie enthalten manches, was wir glauben entziffern zu können (eine Bewegung, den Verlauf, die Richtung einer Melodie, die Zuordnung der Notenzeichen zu den Silben des Textes, manchmal sogar genaue Angaben wie "mit dem Kiefer wackeln") und anderes, was wir nur vermuten, aber nicht mehr mit Sicherheit interpretieren können. Durch das Verständnis der mittelalterlichen Zeichen erscheinen Grenzen und Möglichkeiten der sogenannten modernen Notation in neuem Licht.
- Punkt, Punkt, Komma, Strich: Notenlernen für notorisch Unlustige
"Ich kann keine Noten lesen", "Ich bin sowieso unmusikalisch",
"Das habe ich in der Schule schon gehasst".
Die mittelalterliche Musik ist als Mutmacher und Sprungbrett ins gefürchtete Land der Theorie gut geeignet. Einerseits besitzt ihre Notation ein großes Maß an Ungewohntem und Fremden, das auffordert, die eigene Fantasie und Vorstellung einzusetzen, andererseits bietet sie aber doch einen sicheren Rahmen für einen Selbstversuch der Interpretation. Mithilfe kurzer Stücke in Originalnotation bauen wir eine Brücke zwischen Schrift und Klang und ebnen nebenbei auch den Weg zum Erlernen modernerer Notationsweisen.
- Lieder eines hohen Diplomaten
Oswald von Wolkenstein (1377-1445) nahm im Dienst von Fürsten, Königen und Kaisern an wichtigen Konzilen und Zusammentreffen des hohen Adels und der Geistlichkeit teil, stritt zeitlebens um sein in Südtirol gelegenes Erbe und gab viel Geld aus, um prächtige Handschriften anlegen zu lassen, in denen er sich nicht nur selbst darstellen, sondern vor allem seine Lieder und Texte aufzeichnen ließ. In letzteren greift er häufig zurück auf Vorlagen französischer und italienischer Komponisten, die er für seine Zwecke bearbeitete. Dabei ging er häufig überlegter und feinfühliger vor, als man es von einem Aufschneider, Streithammel und Raubritter, für den er oft gehalten wird, erwarten würde.
Wir singen und spielen einstimmige und mehrstimmige Lieder Oswalds und machen uns auch mit den Vorlagen vertraut.
- Fortuna dreht das Rad: Singen zur Leier
Fortuna dreht das Rad – und die Engel singen.
So war's im Mittelalter, das erzählen die Lieder. Ob die Schicksalsgöttin auch einmal gesungen und nicht nur am Rad gedreht hat, ist nicht überliefert. Wir jedenfalls werden beides tun, Lieder aus dem 13. bis 16. Jahrhundert kennenlernen und, gestützt vom Bordun der Leier, mit allen gewünschten Instrumenten begleiten.
|
|
|
|